KUNST

Die meisten meiner Arbeiten sind performative Handlungen. Einfache Dinge, die sofort stattfinden können. Oft werden die Handlungen und Situationen nur durch kurze Texte dokumentiert. Einfache Handlungen, alltägliche oder beiläufige Gesten. Leichte Verschiebungen. Spontane Sofortmaßnahmen, die in den normalen Lauf eingreifen. Eine bedeutungslose Berührung oder eine handfeste Verwicklung. Ein harmloses Wort oder eine Provokation. Es ist zu tun, was zu tun ist.

Die entstandenen analogen und digitalen Teilwerke werden in der Augmented Reality zusammengeführt, virtuelle Anteile mischen sich mit der realen Wirklichkeit. Das heißt, einzelne Arbeiten werden mittels der Augmented Reality durch Objekte, Überlagerungen oder Effekte erweitert und wieder in die reale Welt integriert. So können zum Beispiel direkt durch den Handybildschirm (mobiles AR) Elemente angezeigt werden, die sich auf die reale Umgebung legen. Dies lässt im Zusammenspiel mit Konzepten der Performativität eine Form des digitalen Storytellings entstehen.

Dabei spielen sowohl in der realen Welt als auch in der digitalen prozessorientierte Handlungen genauso eine wichtige Rolle wie Kooperation und Vernetzung. Die eigene künstlerische Praxis nehme ich dabei als Ausgangspunkt, wie ich selbst vermittelnd tätig bin (künstlerischen Vermittlung).

Kollaboration

BÜHNENARBEIT 11 12 13 et al

2021

Künstlerische Leitung/Konzept/Co-Autor: Manuel Talarico 
Co-Autorin: Franziska Jürgens
Mentorin/Co-Autorin: Bernice Lysania Ekoula Akouala & Stephanie Sczepanek 
Mentorin/Choreografie: Eng Kai Er

11 12 13 et al arbeitet mit vielperspektivischem Erzählen, multidirektionaler Geschichte und Biografie. Wie erzählen wir die eigene Biografie, was sind Deine Geschichten, was sollen unsere Geschichten sein?

Dieses Recherche- und Schreibprojekt startete aus einer gewissen Ratlosigkeit heraus, ob die künstlerische Praxis der Aneignung und des Remix möglicherweise einer verinnerlichten Konsumhaltung entspringt, die – unbewusst vielleicht – nicht einmal Halt macht vor Schicksalen, Biografien und Kulturpraktiken anderer? Was macht das mit den Konsumenten, mit den Konsumierten?

Du musst um nIchts kämpfen was freIwIllIg kommt bleIbt auch unD alles anDere geht sowIeso

(zusammen mIt Laura Mareen Lagemann)

2018

Münster, 2.-4. Februar 2018
Performance, Dauer: 3 Tage, 20-30 min

Wir sitzen in einem Auto. Die Rückbank ist leer und die Beifahrertür ist geöffnet. Wir warten bis jemand in das Auto einsteigt und die Tür schliesst. Eine von uns fährt los und die andere dreht sich um und schaut die Person für längere Zeit an ohne zu sprechen. Sie klettert zwischen den Vordersitzen auf die Rückbank und setzt sich nah an die Autotür, mit größtmöglichen Abstand zu der Person, die neben ihr sitzt. Sie rückt näher zur Person, bis sie nicht mehr weiter rücken kann. Jeder entscheidet für sich wie nah man einander kommt. Nach kurzer Zeit stoppt das Auto und fährt rückwärts. Je weiter das Auto rückwärts fährt, desto mehr entfernt man sich von der Person. Während der Fahrt wird die Tür geöffnet und man steigt aus und geht weg.

wIr lIeben es neben Der person zu schlafen DIe wIr lIeben

2017

(zusammen mit Laura Mareen Lagemann)

OPEN HOUSE SPEICHER II / ATELIER 1.7
Münster, 2017
zwei Performances, eine mit dem Material: Spiegelglas und sieben Stäben aus Metall und Holz, in chronologischer Reihenfolge

Maße:
Stäbe: 2-7 m
Spiegelglas: 1 x 1 m

Dauer: 3 Tage, 20-30 min

Ich ziehe sieben unterschiedliche Stangen von der einen Seite des Raumes, durch meine Kleindung, an meiner Haut entlang, zur anderen Seite des Raumes, dem Betrachter entgegen.

Das beste mIttel sIch selbst kennenzulernen, Ist Der versuch, anDere zu verstehen

2017

(zusammen mit Laura Mareen Lagemann)

SPEICHER II, Münster, 2017

Ich zeichne eine Linie mit meinem Auge, das andere bleibt geschlossen. Ich knie auf dem Boden und halte eine Glasscheibe vor meinen Körper. Ich schaue hindurch und umrande mit meinem Auge Menschen die in den Raum eintreten.

wer nIcht fragt wIrD nIcht gesehen

2016

(zusammen mit Laura Mareen Lagemann)

EMSCHERKUNST Dortmund,
2016 Performance, Dauer: 28 Tage

In jeder dritten Woche während der vier Ausstellungsmonate der Emscherkunst waren wir immer gemeinsam 24/7 im Unionviertel in Dortmund unterwegs (Termine: 20.–26. Juni, 18.–24. Juli, 15.–21. August und 12.–18. September). Dabei begegneten wir Menschen, sprachen diese an und lernten sie kennen. Mit Hilfe von Peilsendern wurde unser aktueller Aufenthaltsort auf der Internetseite www.wer-nicht-fragt-wird- nicht-gesehen.de (deaktiviert, da Aktion abgeschlossen) angezeigt. Jede unserer Bewegungen war somit öffentlich, unsere Spur durch das Viertel konnte von Jedem verfolgt werden und Jeder konnte uns aufsuchen. Wir wurden mitgenommen und gefunden und wurden im Viertel aktiv wahrgenommen. Je nach Situation haben Gespräche, spontane Aktionen oder performative Interventionen stattgefunden die unterschiedlich lang dauerten – von wenigen Minuten bis zu Tagen. Während dieser Performance, die uns dazu bewegte uns auf fremde Menschen einzulassen, die uns in ihr Leben liessen, fiel uns auf wie unerwartet Intimität entstehen kann, wenn man für eine gewisse Zeit nur existiert um für Jemanden da zu sein. Wir wurden zum Geburtstag eingeladen, kauften im Namen des Sohnes Geschenke für die Mutter, waren dabei, als sich Jemand durch uns motiviert dazu traute, seine Freundin zu verlassen und gruben mit einem Rentnerpaar ihren Garten um, tauschten geschenktes Sexspielzeug eines ORION-Ladens auf dem Rewe-Parkplatz gegen Geheimnisse, schliefen im Schaufenster eines Ladens und wurden zu momenthaft wichtigsten Bezugspersonen. Es folgten unzählige Momente mit Menschen, die wussten, dass sie unsere Gesellschaft, Unterstützung und Zuneigung zu jeder Zeit in Anspruch nehmen konnten. Und das nur, weil wir uns durch die Aktion einen Zeitraum setzten, indem wir nichts anderes taten als das. Wir waren abhängig von einem unbekannten Umfeld, das uns mal Schlafplatz und Wohlwollen bot und mal nicht.

kunst unD currywurst

(zusammen mit FabIan Nehm)

2016

Westpark Dortmund, 2016
Performance am 22. Juli 2016
als Teil der EMSCHERKUNST 2016

ArtistRunSpace von Charlotte Frevel und Fridolin Mestwerdt

Currywurst und Kunst? Das geht! Zwei Ruhrpottler räumen auf! Die Eine hat jahrelange Erfahrung am Grill auf Schalke, der Andere macht den ersten Platz beim Kronen Wintergrillen klar!

Wer, wenn nicht sie können die Currywurst in die Kunst bringen!

aI!aI!aI!

(together with Manuel TalarIco)

2011

Wewerka Pavillion, Münster
Aktion vom 6. April bis 8. Mai 2011

Unweit des ALLWETTERZOOS in Münster, direkt am Aasee gelegen, eröffnet für die Dauer von fünf Wochen ein privat betriebenes Zebrareservat. Nach Petra, dem schwarzen Schwan, wird „Gasasoo“ die Attraktion am Aasee bei Jung und Alt im Münsterland.

Die Kinder werden sich die Nasen an den Scheiben plattdrücken, die Eltern sich verwundert am Kopf kratzen. Einige werden es direkt bemerken, für andere bleibt es eine flüchtige Notiz. Wir präsentieren nicht den Wolf im Schafspelz, sondern den Esel im paramilitärischen Camouflage.
Die Nachricht ging 2009 um die Welt: Im Zoo von Gaza malte man zwei weißen Eseln Zebrastreifen auf, da die echten Zebras bei einem Luftangriff umkamen und man neue Tiere nicht einführen konnte. Doch passend zum Ende des Fastenmonats konnte man so den Kindern in der zerstörten Region eine kleine Freude machen. Durch eine einfache Geste rücken wir diesen aus komplexen historischen und politischen Zusammenhängen erwachsenen Kollateralschaden in das Bewußtsein des beschaulichen Münsters. Diese Geschichte ist so skurril, dass sie nur das Leben schreiben konnte. Und weil sie schön, und doch auch doppelbödig ist, möchten wir sie in der Wohlfühlstadt Münster nacherzählen.

Zwei Esel, Make-up, zwei Ställe (3300 x 3300 x 2000 cm), Weidezäune, Misthaufen
Fünf Wochen waren wir Hüter, Pfleger, Freunde der zwei weißen Eseldamen Meika und Sissi. In der Zeit wohnten wir mit den Tieren im Ausstellungsraum (Text: Manuel Talarico).